Letzte 49 Tafelbilder
BIOGRAFISCHE NOTIZ: 13.7.2024
- 2013 – ein denkwürdiges Datum und ein Lebensknick für zukünftige Orientierung
- bis 2022 Erarbeitung der letzten 49 Tafelmalereien
2022 – ENDE DER TAFELMALEREI
Versuche gut zu Dir zu bleiben | Urheber: Christian Fehlandt (Schwerin 9/2024) (mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht) |
Schau hin: der Arm – nur noch ein hölzernes Glied. Blutleer – das Fleisch ist erstarrt. Zum Balken vom Kreuz ist er geronnen. Er trägt dechiffriert fortan nicht nur einen Namen, sondern entpuppt sich – was nützt das Klagen – nun eine klare eindeutige und nicht mehr wegzuleugnende Gestalt. Diese entleerte Form – wie aus Holz – katalogisiert die ärztliche Diagnose mit einer klaren Krankennummer. Und gibt für den Betroffenen damit den Fortgang für sein weiteres Leben bekannt: Wer möchte ein solches leidvolle Schicksal ertragend akzeptieren, und sich von den beängstigenden Wegweisern in die Krankheit dann auch noch widerspruchsfrei in die Kniee zwingen lassen wollen? – zum Beispiel jenem in die einsetzende Hilflosigkeit? – oder in das kommende Angewiesensein auf die Gunst der Umgebung! Nun als Patient mit dieser Mutiplen Sklerose: so unverschuldet auf den Weg gestoßen und zum persönlichen Golgathagang verbannt. Immer im Wissen um die Wirkungsmacht der Krankheit, denn MS wird existentiell nicht nur das Todesurteil für die Malerhand bedeuten.
Mit diesem unverblümten Bildnis, ausformuliert durch die biblische Bitte von Gethsemane, hat der Chemnitzer Maler Heinz Plank sich selbst ein klares Bekenntnis in seine existentielle Not, die keiner kleinlichen Beschönigung mehr bedarf, geschaffen. – ‚Zwei Blicke schauen ach auf die Gestalt.‘
Sein Selbstporträt sieht aus dem linken Bildrand durch den dort ankommenden Balken wie durch ein zoomendes Fernrohr in die nicht mehr wegzuleugnende Wirklichkeit. Zentral auf dem Weg in die Kreuzigung der gesamte Mensch. Doch an Stelle des bittenden Mannes hier in der Mitte des Marterstammes das Martyrium selbst. Es ist die geopferte Hand, die selber am Kreuz hingerichtet schreit: Warum so tot und warum gerade ich?
‚Ich sehe was, was du noch nicht sehen willst‘ wäre wohl ein profaner Titel für dieses imposante Bildnis an Selbstbefragung. Und das so deutlich, wie man bisher nur seinem Tagebuch ein gut gehütetes Geheimnis anvertraut hat. Der Vorteil des Bildes: Es fabuliert für den Betrachter. Es läßt die Antwort offen. Es gibt seine Darstellung zum Bedenken und entläßt den fragenden Menschen in Interpretationsangebote, ohne das Geheimnis auszuplaudern. Denn das steht dem Bild selbst eingeschrieben: Wer Augen hat zu sehen, der sehe hin! – Botschaft der Bibel in Bild und Wort, vom Gemälde her gleichsam wiederholt sowohl in der Darstellung wie auch im Bildtitel.
Hier geht jemand seinen sehr persönlichen Weg geradewegs auf die eigene Passion als schon von der Krankheit Geschlagener zu, wohl ahnend um die Aussicht, die ihm das kommende Schicksal übrig lassen wird. Niemand kann das Auge mehr ignorieren, das sich dort im Bild auf der Weggabelung dem Betroffenen in den Weg stellt. Dieser hier dem Betrachter vorgezeichnete Weg nimmt seinen Anfang wie das Ende in die Einsicht mit hinein: Ja, das wird der Weg werden.
Welch bittende und um Erlösung ringende Klage dann: „Laß diesen Kelch an mir vorübergehen!“
Ein Bild, das mehr fleht als tausend Worte.
Ein Bild, das einen Weg ins Auge nimmt.
Hilde DominWir werden eingetaucht Der Wunsch nach der Landschaft |
Und daß wir aus der Flut |